Berlin ist modern. Das sieht man am internationalen Charakter, am Cube, an den Startups, an der Künstler-Szene, am Futurium, an den Gallery Stores, an der Mentalität und natürlich an den Klamotten der Berliner. Viele spannende Menschen tragen zukunftsweisende und innovative Ideen zusammen, die Berlin ein modernes Inneres und Äußeres verleihen. Immer wenn man irgendwo mit dem Wow-Blick hängenbleibt und denkt, dass das nicht zu toppen ist, setzt die Stadt noch einen drauf: geiler, krasser, schneller, futuristischer mit ‘ner fetten Prise Avantgarde.

Aber dann ist da immer noch der Hauch von Retro, der durch Berlin weht. Es ist dieses Festhängen in einer anderen Zeit, das der Berliner nicht so wirklich abschütteln kann und das stetig und konsequent im Berliner Alltag zu finden ist. Die Beliebtheit alter DDR-Möbelstücken und -Lampen hat zu einem regelrechten Run auf die populären Teile geführt so dass es früher oder später zu einer rentner- und studentenfeindlichen Preisentwicklung dieser dekorativen Begehrlichkeiten kommen musste. Alte Fundstücke wie High-Waist-Jeans, Leder-Tornister, Schwalben, Türvorhänge, neonfarbige Trainingsjacken, Nokias 3310 (kurioserweise noch voll funktionsfähig), Casio Digitaluhren und viele weitere Schätze haben irgendwie ihren Weg in unsere heutige Zeit gefunden und verweilen nun in Berlin mit einer Hartnäckigkeit, die in keiner anderen Stadt zu finden ist.

Noch geiler als die materiellen Überbleibsel aus den 60er bis 90er Jahren ist aber die Retro-Atmosphäre, die man wahrhaftig noch an einigen Orten in Berlin spüren kann. Angefangen bei der Postfiliale im Sowjet-Style bis hin zum Supermarkt mit DDR-Regalen hat man nach Betreten der Türe den Eindruck, dass man in der Kulisse zum Film „Wie war es damals?“ steht. Ich liebe diese Ach jaaaaaa-Momente, die man in Berlin zuhauf hat und find’s richtig geil, wenn schon fast vergessene Erinnerungen neue synaptische Verbindungen in meinem Brain herstellen und mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern.